Ein Gründach ist nicht nur ein Blickfang, sondern auch eine nachhaltige Möglichkeit, Gebäude aufzuwerten und die Umwelt zu entlasten. Besonders Heimwerkerinnen und Heimwerker sowie DIY-Enthusiastinnen und -Enthusiasten (oder diejenigen, die einfach Geld sparen möchten) können ein solches Projekt selbst umsetzen. Hier erfahren Sie, welche Vorteile eine Dachbegrünung bietet, welche Materialien benötigt werden und wie Sie Schritt für Schritt vorgehen können.
Abbildung 1: Extensive Dachbegrünung von heygrün
Warum ein Gründach?
Ein begrüntes Dach bringt zahlreiche Vorteile mit sich. Es verbessert die Luftqualität, bindet CO₂ und bietet Lebensraum für Insekten. Gleichzeitig kann es Regenwasser speichern und somit die Kanalisation entlasten. Auch für das Raumklima ist eine Dachbegrünung von Vorteil: Im Sommer schützt sie vor Hitze, im Winter sorgt sie für eine bessere Isolation. Wer sich für ein Gründach entscheidet, steigert zudem den Wert des Gebäudes und trägt aktiv zur Förderung von mehr Grün in urbanen Gebieten bei.
Welche Dachbegrünung passt zu Ihnen?
Grundsätzlich gibt es zwei Arten der Dachbegrünung:
- Die extensive Begrünung eignet sich besonders für DIY-Projekte. Sie ist leicht, pflegearm und ideal für Pflanzen wie Moose, Sedum und Kräuter. Mit einer dünnen Substratschicht (6–15 cm) lässt sie sich vergleichsweise einfach umsetzen.
- Die intensive Begrünung schafft einen begehbaren Dachgarten, erfordert jedoch eine dickere Substratschicht und eine sehr hohe statische Tragfähigkeit. Aus diesem Grund ist sie in der Praxis nur selten umsetzbar.
Für Heimwerkerinnen und Heimwerker ist die extensive Begrünung die bessere Wahl, da sie auf nahezu jedem Flachdach unkompliziert umgesetzt werden kann und relativ wartungsarm ist.
Abbildung 2: Biodiversitätsgründach von heygrün
DIY-Dachbegrünung: Schritt für Schritt
1. Dacheignung prüfen
Bevor mit dem Projekt begonnen wird, sollte sichergestellt werden, dass das Dach die zusätzliche Last tragen kann. Ein Gründach wiegt je nach Aufbau zwischen 55 und 150 Kilogramm pro Quadratmeter. Falls Unsicherheiten bestehen, kann die Dacheignung geprüft werden – einige Anbieter von Materialien für Dachbegrünung bieten hierfür ebenfalls Unterstützung an. Zusätzlich gibt es einfache Faustregeln zur Einschätzung der Tragfähigkeit des Daches:
- Kies oder Steinplatten: Falls das Dach bereits mit einer Kies- oder Steinplattenschicht bedeckt ist (z. B. 4–5 cm Kies = ca. 80 kg/m²), ist es meist für eine extensive Begrünung geeignet.
- Beton- und Holzdecken: Betondecken tragen in der Regel problemlos eine Dachbegrünung. Bei Holzdächern hängt die Eignung von der Dicke und dem Abstand der Balken ab.
- Garten- und Metalldächer: Gartenhäuser sind oft nicht für zusätzliche Lasten ausgelegt. Metalldächer sind in der Regel ungeeignet, da sie sich unter Belastung verformen können.
Zudem muss die Dachabdichtung in einwandfreiem Zustand sein, um Feuchtigkeitsschäden am Gebäude zu vermeiden. Undichtigkeiten lassen sich nachträglich nur mit großem Aufwand beheben. Daher sollte geprüft werden, ob sichtbare Schäden wie Risse oder Blasen vorhanden sind. Ist die Bitumenbahn älter als 15 Jahre, kann eine Erneuerung sinnvoll sein. Dächer mit Flüssigkunststoff oder EPDM-Folie sind langlebiger und halten oft mehrere Jahrzehnte.
Abbildung 3: Blasenbildung unter Dachabdichtung
Abbildung 4: Rissige Bitumenabdichtung
2. Materialien besorgen
Für eine einfache extensive Begrünung werden folgende Materialien benötigt:
1. Wurzelschutzfolie: Sie schützt die Dachabdichtung vor durchdringenden Wurzeln der Pflanzen. Falls die Dachabdichtung bereits wurzelfest ausgeführt wurde, ist diese Folie nicht erforderlich.
2. Schutzvlies: Diese zusätzliche Schutzschicht dient der Wasserspeicherung.
3. Dränschicht: Sie sorgt dafür, dass überschüssiges Wasser kontrolliert ablaufen kann.
4. Filterschicht: Diese trennt das Substrat von der Dränschicht und verhindert, dass Erde in die Abflüsse gelangt.
5. Substrat: Eine spezielle Mischung aus Lava, Bims und Kompost. Die Schicht sollte zwischen 6 und 15 cm dick sein.
6. Pflanzen: Sedum-Matten oder eine Mischung aus trockenheitsresistenten Pflanzen eignen sich besonders gut.
Abbildung 5. Schichtaufbau klassische Dachbegrünung
3. Dach begrünen
Eine Video-Anleitung finden Sie hier.
👉 Dachvorbereitung: Die Dachfläche gründlich reinigen und anschließend die Dachabdichtung auf Beschädigungen überprüfen.
👉 Wurzelschutzfolie auslegen: Die Wurzelschutzfolie über die gesamte Dachfläche ausbreiten und dabei eine Überlappung von 50 cm an den Rändern der Folie berücksichtigen. Diese Überlappung ist essenziell, um das Durchwachsen kleiner Wurzeln zu verhindern. Die Folie kann großzügig bis zur Dachkante verlegt und nach der Begrünung zugeschnitten werden. Anschließend sollten Öffnungen für Dachabläufe ausgeschnitten werden.
👉 Schutzvlies platzieren: Das Vlies mit einer Überlappung von 5–10 cm über der Wurzelschutzfolie auslegen. Auch hier müssen Öffnungen für Dachabläufe ausgeschnitten werden.
👉 Dränageelemente installieren: Die Drainage kann über dem Schutzvlies verlegt werden.
👉 Filtervlies ausrollen: Falls das Filtervlies nicht bereits in der Drainage integriert ist, sollte es mit etwas Überlappung verlegt werden.
👉 Substrat gleichmäßig verteilen: Nachdem alle Elemente verlegt wurden, kann das Substrat aufgebracht und gleichmäßig verteilt werden. Die Schicht sollte eine Höhe von 6–8 cm haben.
👉 Kiesstreifen anlegen: Um zu verhindern, dass sich Pflanzen unkontrolliert ausbreiten und um den Wasserabfluss zu gewährleisten, sollte entlang der Dachränder und Dachaufbauten ein 30–50 cm breiter Kiesstreifen angelegt werden.
👉 Bepflanzung: Die Pflanzen sollten gemäß den jeweiligen Anweisungen eingesetzt werden. Je nach Methode können entweder etwa 80 g Sedumsprossen im Frühling ausgebracht oder etwa 16 Jungpflanzen pro Quadratmeter gepflanzt werden. Die einfachste Lösung ist das Verlegen bereits fertig begrünter Vegetationsmatten.
👉 Erstbewässerung: Nach der Bepflanzung sollte das Dach gut gewässert werden, bis das Wasser an den Abläufen sichtbar wird. Die Pflanzen müssen so lange feucht gehalten werden, bis sie angewachsen sind.
Abbildung 6: Schichtaufbau einer DIY-Gründachbox
Alternative: Fertige Gründachboxen
Alternativ können auch fertige Gründachboxen verwendet werden, die lediglich zugeschnitten und verlegt werden müssen. Diese DIY-Gründachboxen vereinen die Drän- und Filterschicht, das Substrat und die Pflanzen in einem Produkt. Dadurch kann das Projekt auch ohne Vorkenntnisse erfolgreich umgesetzt werden, ohne sich mit einzelnen Details auseinandersetzen zu müssen. Die Verlegung ist besonders einfach, da die Boxen lediglich zusammengeschoben werden.
Gut zu wissen:
Ein großer Vorteil der DIY-Gründachboxen ist ihre Wiederverwendbarkeit. Selbst im Falle einer Dachsanierung lassen sich die Boxen problemlos abnehmen und auf einem neuen Dach erneut verlegen. Dies macht sie besonders attraktiv für Bestandsgebäude mit älterer Dachabdichtung (über fünf Jahre), da eine Begrünung ohne Risiko erfolgen kann – selbst wenn eine spätere Sanierung erforderlich wird. Dadurch bleibt das Gründach langfristig flexibel und nachhaltig nutzbar.
Abbildung 7: Verlegung der DIY-Gründachboxen
4. Pflege der Dachbegrünung
Eine extensive Dachbegrünung ist besonders pflegeleicht. Es genügt, das Gründach zweimal im Jahr zu kontrollieren. Dabei sollten die Abflüsse überprüft und unerwünschte Pflanzen entfernt werden. Grundsätzlich werden Pflanzen gewählt, die viel Wasser speichern können und auch in den Sommermonaten nur wenig Pflege benötigen. Sollte es über einen Zeitraum von vier Wochen nicht regnen, wird eine regelmäßige Bewässerung empfohlen, um ein Austrocknen der Pflanzen zu verhindern.
Kosten und Fördermöglichkeiten
Die Kosten für eine DIY-Dachbegrünung liegen zwischen 50 und 90 Euro pro Quadratmeter. Viele Städte und Gemeinden bieten Förderprogramme für Gründächer an. In den meisten Fällen werden bis zu 50 % der Kosten erstattet. Es lohnt sich, die regionalen Fördermöglichkeiten zu prüfen.
Fazit
Ein Gründach ist ein lohnendes DIY-Projekt, das nicht nur ein Gebäude optisch aufwertet, sondern auch einen positiven Beitrag zur Umwelt leistet. Mit der richtigen Vorbereitung und den passenden Materialien lässt sich das Dach in eine funktionale grüne Fläche verwandeln.
Neben ästhetischen und ökologischen Vorteilen bietet eine Dachbegrünung auch finanzielle Vorteile. Durch die Verlängerung der Dachlebensdauer, die Reduzierung von Abwassergebühren sowie die Einsparung von Energiekosten stellt sie eine langfristig wirtschaftlich sinnvolle Investition dar – eine Investition, die sich sowohl ökologisch als auch finanziell auszahlt.
Anmerkung: Alle Bilder und Grafiken in diesem Beitrag stammen aus dem privaten Archiv von heygrün. Der Autor besitzt sämtliche Nutzungsrechte.
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Der Beitrag Dachbegrünung selbst gemacht: So einfach geht’s erschien zuerst auf Lilli Green.