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Die leise Sprache der Bäume – ein dringender Weckruf zum Handeln für die Natur

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In den mächtigen Ringen eines Jahrtausende alten Baumes pulsiert die Geschichte der Erde – eine stille Chronik, die weit mehr erzählt als Worte je könnten. Mit seinem Werk Old Growth lädt der amerikanische Fotograf Mitch Epstein dazu ein, in diese lebendigen Geschichten einzutauchen. Seine großformatigen Fotografien der ältesten Bäume Amerikas – die sich wie stille, uralte Wächter aus der Landschaft erheben – zeigen uns nicht nur die außergewöhnliche Schönheit und Würde dieser Naturdenkmäler. Sie eröffnen einen Raum der Reflexion über das fragile Gleichgewicht unseres Planeten, in dem die Bäume mit ihrer zeitlosen Präsenz die Spuren menschlicher Eingriffe überdauern und uns ermahnen, die Natur zu bewahren. Jeder Baum in Old Growth ist ein Symbol für Widerstandskraft und Zerbrechlichkeit zugleich und trägt die Erinnerung an eine Landschaft, die unsere Zukunft mitgestaltet.

Die Ausstellung „American Nature“ – Bäume als Symbole des Widerstands

Vom 17. Oktober 2024 bis zum 2. März 2025 präsentiert die Gallerie d’Italia in Turin die umfassendste Retrospektive von Mitch Epstein: „American Nature“. Die Ausstellung umfasst mehrere seiner wichtigsten Serien der letzten 20 Jahre, darunter American Power, Property Rights und Old Growth. Hier steht der Baum nicht nur als Naturphänomen im Mittelpunkt, sondern als Symbol für Ausdauer, Widerstand und Verwundbarkeit.

Epsteins Werkserie Old Growth, die erstmals in Italien gezeigt wird, rückt die letzten verbleibenden Urwälder Amerikas in den Fokus. Rund 95 % der ursprünglichen Wälder der USA wurden im letzten Jahrhundert zerstört – eine stille Tragödie, die Epstein mit seiner Kamera dokumentiert. Die monumentalen, uralten Bäume, die Epstein fotografiert, sind nicht nur ästhetische Objekte, sondern stehen als Mahnmale für das, was verloren gehen könnte, wenn wir nicht schnell handeln. „Old Growth“ ist eine Hommage an diese uralten Lebewesen und ein Appell, ihren Schutz voranzutreiben.

 

Bilder: andreaguermani / Gallerie d’Italia

Die Botschaft der Bäume in „Old Growth“

Das Buch Old Growth begleitet die gleichnamige Fotoserie und vertieft die Auseinandersetzung mit diesen Zeugen der Zeit. Epstein reiste quer durch die Vereinigten Staaten, um die ältesten und beeindruckendsten Bäume zu fotografieren – von gigantischen Küstenmammutbäumen in Kalifornien bis zu knorrigen, jahrtausendealten Kiefern in den Hochgebirgen. Seine Bilder zeigen diese Bäume nicht als isolierte Naturwunder, sondern als Teil komplexer Ökosysteme, die in enger Beziehung zu ihrer Umgebung stehen.

Epsteins Fotografien sind in einem langsamen, reflektierten Prozess entstanden. Er verwendete eine 8×10 Großformatkamera, die es ihm ermöglicht, die feinen Details der Bäume und ihrer Umgebung einzufangen. Die Aufnahmen sind dabei von einer fast meditativen Ruhe geprägt – sie strahlen eine Gelassenheit aus, die der Hektik des menschlichen Alltags entgegensteht. Doch hinter dieser Ruhe verbirgt sich eine eindringliche Botschaft: Diese alten Bäume haben Jahrtausende überlebt, doch ihr Fortbestand ist heute so bedroht wie nie zuvor.

Bäume als Klimaschützer und Kulturträger

Die uralten Bäume, die Epstein in „Old Growth“ porträtiert, sind nicht nur Naturwunder – sie sind unverzichtbare Akteure im Kampf gegen den Klimawandel. Große, alte Bäume speichern weitaus mehr Kohlenstoff als junge Bäume, was sie zu besonders effektiven Klimaschützern macht. Doch ihre Zerstörung schreitet rapide voran, angetrieben durch Abholzung, Landwirtschaft und Urbanisierung. Epstein gelingt es, durch seine Fotografien die Dringlichkeit dieser Situation zu vermitteln, ohne dabei in Alarmismus zu verfallen. Stattdessen zeigt er die Bäume als kraftvolle Wesen, die uns lehren können, wenn wir bereit sind zuzuhören.

Natur als Ort des Widerstands: „Property Rights“ und „Forest Waves“

In Property Rights, einer weiteren Serie, die in der Ausstellung gezeigt wird, beschäftigt sich Epstein mit Landkonflikten in den USA, insbesondere in indigenen Gebieten. Auch hier spielen Bäume eine zentrale Rolle: Sie stehen oft an der Grenze zwischen dem, was die Gesellschaft für nutzbar hält, und dem, was als schützenswert gilt. Diese Fotografien zeigen, dass der Kampf um die Natur auch ein Kampf um Rechte und Gerechtigkeit ist.

Ein besonderes Highlight der Ausstellung ist das Video- und Klangkunstwerk Forest Waves. Diese immersive Installation nimmt die Besucher mit auf eine Reise durch die Wälder der Berkshires und zeigt den Wandel der Jahreszeiten. Begleitet wird das Video von einem hypnotischen Soundtrack, der von den Musikern Mike Tamburo und Samer Ghadry in denselben Wäldern aufgenommen wurde. Die Installation ist eine Art Meditation über die Lebendigkeit und den Rhythmus der Natur – eine Erfahrung, die zeigt, wie tief unsere Verbindung zur Natur wirklich geht, wenn wir uns darauf einlassen.

 

Bilder: andreaguermani / Gallerie d’Italia

Epsteins Erbe: Kunst im Dienst der Natur

Mitch Epstein hat in den letzten fünfzig Jahren die Beziehung zwischen Mensch und Natur immer wieder neu hinterfragt. In den 1970er Jahren war er ein Pionier der Farbfotografie, heute ist er einer der wichtigsten visuellen Chronisten der Klimakrise. Seine Werke, die in den renommiertesten Museen der Welt ausgestellt werden, sind jedoch mehr als Dokumente der Zerstörung – sie sind auch Zeugnisse der Hoffnung und der Widerstandskraft der Natur.

Mit American Nature und Old Growth lädt Epstein uns ein, die Bäume und Wälder, die noch existieren, neu zu sehen und zu schätzen. Indem er das Licht auf die uralten Bäume Amerikas lenkt, erinnert er uns daran, dass die Natur nicht nur ein Ort der Erholung ist, sondern eine Quelle der Weisheit und des Lebens. Es liegt an uns, diese Lektion zu lernen, bevor es zu spät ist.

Für das Lilli Green Magazin bedeutet Epsteins Werk einen kraftvollen Aufruf, unsere Beziehung zur Natur und insbesondere zu den Bäumen zu überdenken. Sie sind stille Zeugen, mächtige Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel und eine Erinnerung daran, wie wertvoll die natürliche Welt ist – und wie dringend sie unseren Schutz benötigt.

> Hier entdecken Sie weitere eindrucksvolle Aufnahmen dieser uralten Baumriesen.

Ausstellung: Galleria d’Italia, Turin

Buch: Old Growth

Der Beitrag Die leise Sprache der Bäume – ein dringender Weckruf zum Handeln für die Natur erschien zuerst auf Lilli Green.


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